Stockhausen in the sky is walkin: "Indianerlieder"
Beteiligte Schüler: zunächst ca. 80, zum Ende soll eine Kerngruppe entstehen. Jahrgangsübergreifend: SchülerInnen der Klassen 5 a,b,c,d und 6 a,b,c,d (Musik) sowie der Grundkurse Musik, Stufe 11. Kl. 5a: Kunst. In Vorberreitung.: Kl. 9, Pädagogik.
Beteiligte Lehrkräfte: 1x Musik (federführend), 1x Musik/Pädagogik, 1x Kunst.
Stundenvolumen: wöchentlich 20 Unterrichtsstunden sowie zwei Zusatzstunden über drei Monate, im letzten Monat vier Zusatzstunden die Woche.
Vorstellung und Kurzbeschreibung: Ganz kurz erst einmal: Die SchülerInnen setzen sich jahrgangsübergreifend während und außerhalb des Musikunterrichtes mit den tonalen und szenischen Besonderheiten der "Indianerlieder" von Stockhausen auseinander. Sie musizieren und inszenieren Teile des Werkes selbst, erlangen durch Analyse und Anleitung mithilfe der Künstlerinnen Einsicht in das Werk und in die Intentionen Stockhausens. Ihr tieferes Verständnis für die Musik geben Sie an Besucher des Konzertes weiter, indem sie visuelle Materialien (Bilder und Texte, eventuell auch Videos von Indianern sowie von Gestirnen und Astrologie - Theorien)so aufarbeiten, daß im Konzertraum ein Ambiente entsteht, das emotional einstimmt, aber auch erklärende Information zum Werk gibt.
Projektauslöser/Idee: Unsere Schule hat in ihrem Profil einen Schwerpunkt Musik. Wir veranstalten regelmäßig Konzerte, gelegentlich auch mit renommierten Künstlern. Im April findet in unserer Aula ein klassisches Konzert mit dem international rennomierten Ensembles Amadeus-Guitar-Duo ( www.amadeusduo.com) und dem Eden-Stell-Duo statt, im März ein Rockkonzert, in dem u.a. auch unsere Schulband „Halz Maul und Spiel“ auftritt, die seit 2005 enorme TV Präsenz hat und von UNIVERSAL veröffentlicht wurde (www.hmus.de und www.myspace.com/halzmaulundspiel). Am 16. Mai ist ein avangardistisches Konzert geplant, das im Musikunterricht vorbereitet werden und den SchülerInnen die Möglichkeit geben sollte, sich mithilfe der ausführenden Künstlerinnen des Ensembles Accesa mit dem Werk auseinanderzusetzen (www.ensemble-accesa.de). Da ich den Wettbewerb KzO kannte, lag es nahe, die Aktion als Wettbewerbsbeitrag anzumelden. Peter Schauss
Projektentwicklung: Die SchülerInnen wurden mit Indianer-Weisheiten konfrontiert. Dabei lernten sie zunächstdas Verhältnis der Indianer zur Natur kennen und Grundsätze der Kindererziehung. Die Aussagen der I. zur Natur hatten erwiesen sich als erstaunlich aktuell. Die Erziehungsgrundsätze waren vür viele SchülerInnen verblüffend (Erziehung zur Stille, zum Schweigen). Nachdem auch Indianer-Gedichte vorgelesen, mit eigener Musik unterlegt oder parallel pantomimisch/tänzerisch gestaltet wurden, wurde das erste der 12 Stücke von Stockhausen praktisch erarbeitet, zunächst durch Singen der Oberstimme des ersten Stückes "In the sky i am walking". Da nur der Ton c` verwendet wird, entstanden ideen zu einem eigenen Song mit dem gleichen Text, aber ausgeprägter Melodik. Damit ergab sich eine Verknüpfung zum Werk: bei jedem Stück Stockhausens kommt ein neuer Ton hinzu!
Der spontane Vorschlag der SchülerInnen veranlasste mich, das Projekt offener zu gestalten, so dass die SchülerInnen starken Einfluss auf die weitere Entwicklung bekamen. Sie unterlegten z.B. ein Regenlied mit Klängen eines Keyboards . Sie schlugen einer Kunst-Lehrerin Indianer-Texte vor, die in Bilder umgesetzt wurden. Diese Bilder sollen auch den Konzertraum mitgestalten. Offene Fragen werden in der ersten Märzwoche an eine Sängerin vom Ensemble Accesa gestellt, die an mehreren Tagen den Unterricht besucht, eine Terminabsprache ist bereits erfolgt. Die S. der Oberstufe haben Material gesammelt und in 20 Hefter eingeordnet, mit denen gearbeitet wird. Ein Zeitungsartikel über Stockhausen (Die Zeit) hängt zusammen mit weiteren Materialien an Pinnwänden im Musikraum. Szenen des Films "Der mit dem Wolf tanzt" wurden auf ihre Authentizität untersucht und diskutiert. Einige OberstufenschülerInnen forschen im Internet nach Stockhausens Verhältnis zu den Gestirnen. Sie sollen in einer Powerpoint Präsentation darüber berichten und auch Materialien im Low-Net ablegen.
Das Projekt verfolgt schwerpunktmäßig folgende Ziele: Möglichst viele Menschen sollen bewegt werden, in ein zeitgenössisches Konzert zu gehen. Sie sollen sich darüber freuen, an diesem Abend etwas Neues entdeckt zu haben, sie sollen mit dem guten Gefühl nach Hause gehen, etwas mitnehmen zu können. Hierzu werden die SchülerInnen schon im Unterricht mit Indianerweisheiten konfrontiert (Vor allem zur Erziehung, zum Verhälnis zur Natur, zum Zusammenleben und zum Tod) sowie mit Astrologischen und Astronomischen Theorien (Kepler, Laufbahnen der Planeten und natürlich Stockhausens Darstellungen, er wähnt sich ja auf dem Sirius geboren). Es ist dann Aufgabe der SchülerInnen, Material zu sichten und optisch aufzubereiten, um dem Konzert ein "magisches" Ambiente zu geben, das die erworbenen Informationen auch für andere, unvorbereitete Besucher durch entsprechende Visualisierung in die Welt der Indianer und der Gestirne einführt.
Erst die Auseinandersetzung mit der Partitur incl. szenischen Vorgaben wird es den SchülerInnen jedoch ermöglichen, angemessen vorzugehen und nicht etwa auf dem Folklore/Kitsch - Gleis zu landen. Dabei sind durchaus spannende Gespräche mit den Künstlerinnen zu erwarten. Da die Sängerin Julia Mihály noch 2007 unter Stockhausens Klangregie arbeitete, wir dies sicher mit großer Kompetenz geschehen. Außerdem wird sie und ihre Kollegin vom Ensemble Accesa mit den SchülerInnen Gesang und Szene - eventuell in elementarisierter Form - gestalten.
Zeitgenössische Kunst wird nur von wenigen akzeptiert. Das Projekt versucht, breite Akzeptanz zu bewirken, nicht nur cognitiv, sondern auch affektiv. Dabei geht es nicht nur um Musik, sondern auch um Verhaltensänderung. Diese soll erwirkt werden mit den Indianerweisheiten über die Natur, die Erziehung, das Verhältnis zwischen den Generationen, die zwischenmenlichen Beziehungen (Liebe/Hass) und auch über den Tod.
Probleme und Lösungen: Es gab eigentlich keine Probleme, lediglich Zeit-Probleme meinerseits, da parallel dazu mehrere Projekte abliefen, Einweihung der Aula mit Musikprogramm (und Technikproblemen) in diese Zeit fiel usw.usf. Ich musste die SchülerInnen mehrmals alleine lassen, wodurch ich die Gruppenarbeit nicht lückenlos kontrollieren konnte. Das tat den Ergebnissen letztendlich keinen Abbruch.
Anekdotisches: Das eindrücklichste Erlebnis wird sicher die Veranstaltung und die Reaktion des Publikums sein: Zwischen Begeisterung und Ablehnung ist alles möglich. Ich erwarte auch spannende und lustige Fragen an die Künstlerinnen unserer spontanen 5.-Klässler in ihrer kindlichen Direktheit.
Anekdotisches? Tschuldigung -- möchte jetzt nichts erfinden ;) Vielleicht ergibt sich auch etwas, wenn die Oberstufenschülerinnen mit den UnterstufenschülerInnen direkt zusammenarbeiten.