Aktiv gegen Mobbing - Theaterstück sensibilisiert Siebtklässler
02.10.2019
„Zieh dir doch ne Papiertüte über‘n Kopf – wertet dich äußerlich sicher auf!“ - Mit solchen Worten wurden am Freitagvormittag knapp 300 Schülerinnen und Schüler der Realschule Hemberg, der Hauptschule Letmathe, und des Gymnasium An der Stenner in der Stenner-Aula konfrontiert.
Was würdest du tun, um dazuzugehören? Was erträgst du? Und wann ist man eigentlich cool? Das sind Fragen die die Theatergruppe „Comic On!“ aus Köln in ihrem Theaterstück „RAUSGEMOBBT 2.0“ aufarbeitet.
Jess, ein 16-jähriger Schüler, entscheidet nach einer durchwachsenden Vergangenheit die Schule zu wechseln, und sich dort „aus allem raus zu halten“. Bereits vor der ersten Unterrichtsstunde begegnet er seiner neuen Klassenkameradin Chris. Schnell bauen sie eine freundschaftliche Bindung zueinander auf, denn schon nach einer kurzen Konversation erfahren sie, dass sie die gleichen Interessen teilen, und sich bereits aus einem Onlinegame kennen, bloß durch die dortigen Nicknames nie wussten wer eigentlich in der Realität am anderen Ende der Leitung sitzt. Was Jess zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen kann: Chris wird von ihrer Klasse, speziell durch Vanessa, geschnitten, beleidigt, gedemütigt – gemobbt.
Trotz dutzender, eindeutiger Hinweise, die Chris gegenüber Jess äußert, dass Vanessa sie mobbt und Jess nur ausnutzt, bemerkt Jess viel zu spät die Bedrohung, weil Vanessa viel zu nett und selbstsicher auf ihn wirkt.
Den Höhepunkt des Mobbings erfährt Chris, als Vanessa illegalerweise Fotos, Videos und Audiodateien von Chris, über den Account von Jess auf sozialen Plattformen wie Facebook, Instagram oder WhatsApp veröffentlicht, und somit für immer in das nie vergessende Internet setzt.
Im Kernpunkt sehen die Schülerinnen und Schüler in dem Theaterstück immer wieder verbale, als auch körperliche Mobbingaktionen von Vanessa gegen Chris.
Als Chris nach einiger Zeit die durch (vermeintlich) Jess veröffentlichten Aufnahmen in den sozialen Medien findet, erreicht Chris den Endpunkt ihrer Verzweiflung. „Ich kann nicht mehr!“ - ein lauter Knall durchfährt die Aula, das Ende bleibt offen.
Im Anschluss an das Theaterstück baten die drei SchauspielerInnen den SchülerInnen eine Diskussionsrunde an, die von allen ZuschauerInnen sofort angenommen wurde, und mit Fragen überschüttet wurde.
Diskussionen über das offene Ende sind entstanden: Hat Chris Suizid begangen? Hat Chris Vanessa getötet? Wenn es Suizid war – Kann sowas auch in der Realität passieren?
Die drei ausgebildeten Theaterpädagogen arbeiteten mit den SchülerInnen gewisse Szenen aus dem Stück auf, und verdeutlichten wie oft Mobbingaktionen tatsächlich im Alltag, selbst an der eigenen Schule, passieren. „Man ist nicht cool, nur weil man toll aussieht!“ - „Wer entscheidet was schön ist, bist du selbst!“, waren Aussagen die die Pädagogen in Verbindung mit Chris und Vanessa brachten. Weil Vanessa das äußere Erscheinungsbild von Chris nicht gefiel, nutzte sie ihre Kraft, um sie damit zu erniedrigen. Im Bezug auf die illegale Veröffentlichung der Bildaufnahmen durch Vanessa, wurde auch auf die rechtlichen Aspekte des „Recht am eigenen Bild“ eingegangen. Auch die SchülerInnen berichteten von Mobbing, welches sie am eigenen Leib erfahren mussten. Auf interne Anlaufstellen wie die Lehrkräfte, Vertrauenslehrer und Schulsozialarbeiter, aber auch externe wie die „Nummer gegen Kummer“ und im Extremfall die Polizei, bei denen sich jeder im Falle von Mobbing Hilfe holen sollte, wurde ebenfalls ausdrücklich hingewiesen.
Insgesamt zeigte das Stück eindrucksvoll wie (Cyber-)Mobbing enden kann, und hat, speziell nach der Diskussionrunde, die SchülerInnen im Umgang mit sich selber, wie auch mit den Mitmenschen hoffentlich ausreichend sensibilisiert.
Joel Remscheidt, Team StennerJournal